Gleichzeitig Improschauspieler als auch Mediator zu sein, gibt mir eine einzigartige Perspektive auf den Umgang mit Konflikten. Obwohl diese beiden Bereiche auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen – in der einen Rolle schaffe ich Konflikte und lasse sie eskalieren, in der anderen löse ich bereits eskalierte Konflikte – gibt es tiefgreifende Verbindungen und gemeinsame Prinzipien, die beide Tätigkeiten durchziehen.
Im Improvisationstheater geht es oft darum, auf der Bühne spontane Geschichten zu entwickeln, die Konflikte enthalten. Diese Konflikte sind ein zentrales Element, das Spannung und Interesse weckt. Sie treiben die Handlung voran und bieten den Schauspielern die Möglichkeit, ihre Kreativität und ihre Fähigkeit zur Problemlösung in Echtzeit zu zeigen.
In meiner Rolle als Mediator wende ich eine andere Art von Kreativität an. Hier geht es darum, bereits bestehende Konflikte zu entschärfen und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
Trotz der unterschiedlichen Ziele – Konflikte zu eskalieren oder zu lösen – gibt es in beiden Bereichen zentrale Fähigkeiten und Prinzipien, die sich überschneiden:
Aktives Zuhören und Empathie: Sowohl als Improvisationsschauspieler als auch als Mediator muss ich aktiv zuhören und empathisch auf die Bedürfnisse und Emotionen der anderen reagieren. Im Theater hilft dies, authentische und fesselnde Szenen zu schaffen, während es in der Mediation das Verständnis und die Kommunikation zwischen den Parteien fördert.
Kreatives Denken: Die Fähigkeit, schnell und kreativ auf unerwartete Situationen zu reagieren, ist in beiden Bereichen entscheidend. Ob ich eine überraschende Wendung in einer Szene aufgreife oder eine neue Perspektive in einer Mediation einbringe – kreatives Denken ist der Schlüssel zu effektiven Lösungen.
Kommunikation: Klarheit und Offenheit in der Kommunikation sind sowohl auf der Bühne als auch im Mediationsraum unverzichtbar. Im Theater führt dies zu lebendigen und nachvollziehbaren Szenen, während es in der Mediation hilft, Missverständnisse zu klären und den Dialog zu fördern.
Meine Erfahrung im Improvisationstheater hat meine Fähigkeiten als Mediator bereichert, indem sie mir geholfen hat, flexibel, empathisch und kreativ mit Konflikten umzugehen. Ebenso hat die Mediation mir wertvolle Einsichten in die Dynamik menschlicher Konflikte gegeben, die ich auf der Bühne nutzen kann, um tiefere und resonantere Geschichten zu erzählen.
Ob auf der Bühne oder im Konferenzraum – der Umgang mit Konflikten erfordert eine Balance aus Kreativität, Struktur und Verständnis. Beide Tätigkeiten ergänzen sich und ermöglichen es mir, einen einzigartigen und effektiven Ansatz in der Mediation zu bieten.
Als Mediator habe ich viele Konflikte begleitet, aber die Geschichte von Anna und Michael ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Sie kamen zu mir als Geschäftspartner, die einst eine harmonische und erfolgreiche Zusammenarbeit genossen hatten. Beide führten ein kleines, aber florierendes Unternehmen. Doch in letzter Zeit hatten unterschiedliche Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung ihrer Firma zu wiederholten Streitigkeiten geführt.
Anna und Michael waren zu Beginn fest entschlossen, ihre Differenzen alleine zu klären. Sie glaubten fest an ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit, doch mit jedem hitzigen Meeting wurde ihre Frustration deutlicher. Ihre Diskussionen endeten oft in Sackgassen, und das Vertrauen, das sie einst in ihre Partnerschaft gesetzt hatten, begann zu schwinden. Sie steckten fest, unfähig, den Weg zurück zu ihrer einst so produktiven Zusammenarbeit zu finden.
Die Wendung kam nach einem besonders intensiven Streit, der beide dazu zwang, eine Pause einzulegen und ihre Situation neu zu bewerten. Sie erkannten, dass sie ohne externe Hilfe ihre Differenzen nicht überwinden konnten. Ein Kollege hatte ihnen bereits geraten, einen Mediator aufzusuchen, aber es dauerte eine Weile, bis sie bereit waren, diesen Schritt zu gehen.
Mit gemischten Gefühlen – Skepsis und die Hoffnung auf eine Lösung – traten sie schließlich an mich heran. Als sie sich an meinem Tisch niederließen, konnte ich ihre Anspannung und Unsicherheit spüren. Sie hatten sich eingestanden, dass sie alleine nicht weiterkommen würden, und nun lag es an mir, ihnen zu helfen, ihren Weg aus der Krise zu finden.
Die erste Sitzung begann ruhig und respektvoll. Ich schuf eine entspannte Atmosphäre und erklärte ihnen den Mediationsprozess. Es war wichtig, dass sie sich sicher und verstanden fühlten. Mein Ziel war es, eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, in der sie offen ihre Sichtweisen darlegen konnten.
Durch gezielte Fragetechniken und aktives Zuhören half ich ihnen, die tieferen Ursachen ihrer Konflikte zu erkennen. Wir arbeiteten daran, die emotionalen Barrieren zu überwinden, die sie daran hinderten, produktiv miteinander zu kommunizieren. Anna und Michael begannen, die Perspektive des anderen zu verstehen und erkannten, dass ihre Ziele nicht so unvereinbar waren, wie sie ursprünglich dachten.
In den folgenden Sitzungen führten wir intensive Gespräche, in denen sie ihre Standpunkte klärten und gemeinsam nach kreativen Lösungen suchten. Es war bemerkenswert zu sehen, wie sie durch den Prozess der Mediation lernten, wieder klar und effektiv zu kommunizieren. Sie entwickelten ein tieferes Verständnis füreinander und für ihre gemeinsamen Ziele.
Am Ende des Mediationsprozesses hatten Anna und Michael nicht nur ihre aktuellen Konflikte gelöst, sondern auch wertvolle Werkzeuge erlernt, um zukünftige Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Sie verabschiedeten eine Vereinbarung, die ihre unterschiedlichen Sichtweisen berücksichtigte und eine Grundlage für eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit bildete.
Ihre Partnerschaft war gestärkt. Sie hatten nicht nur einen Weg gefunden, ihre Differenzen zu überwinden, sondern auch ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit erneuert. Anna und Michael gingen mit einem neuen Gefühl der Verbundenheit und des gemeinsamen Ziels in die Zukunft. Die Mediation hatte ihnen geholfen, ihre Beziehung zu revitalisieren und eine Basis für zukünftigen Erfolg zu schaffen.
In meiner Rolle als Mediator sehe ich es als meine Aufgabe, nicht nur den aktuellen Konflikt zu lösen, sondern auch die Beteiligten zu befähigen, zukünftige Konflikte selbstständig zu bewältigen. Die Geschichte von Anna und Michael zeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig Hilfe zu suchen und offen für neue Wege der Konfliktlösung zu sein. Mediation ist mehr als nur ein Verfahren – sie ist eine Reise zu einem tieferen Verständnis und einer stärkeren, kooperativen Beziehung.
Als Mediator bleibe ich neutral und unterstütze beide Parteien gleichermaßen. Mein Ziel ist es, ihnen zu helfen, selbst eine Lösung zu finden, die für alle akzeptabel ist.
Die Mediation durchläuft mehrere Phasen, beginnend mit der Schaffung einer vertrauensvollen Atmosphäre, der Klärung der Sichtweisen, der Erhellung der Konfliktursachen bis hin zur Erarbeitung von Lösungen und der finalen Vereinbarung
Die Beteiligten sind für den Ausgang des Prozesses verantwortlich und arbeiten gemeinsam an einer Lösung. Dies führt zu nachhaltigen und akzeptierten Ergebnissen.